Stadt Stein: Die alte Kirche

Ihre Entstehung ist in mittelbarem Bezug mit dem nochmaligen Hüter des Kaiserlichen Landgerichts zu sehen. Im Jahre 1456 erzwang Markgraf Albrecht Achilles die Übersiedelung des Gerichtes an die Rezat in seine Residenzstadt Ansbach. Da er auch die Landeshoheit über Stein versah, musste sich Cornelias Lebrun, ein maßgebliches Glied der Nürnberger Reformierten an ihn wenden, um den Bau eines Gotteshauses für die in der Reichsstadt lebenden Gemeindemitglieder zu erhalten.
Dies gelang 1658 in einem zweiten Versuch – unter Vermittlung des Großen Kurfürsten von der Mark Brandenburg – mit der Auflage, dass ein Prediger den Gottesdienst halte, man gemeinschaftlich singe, bete, die Predigt anhöre und zum Abendmahl gehe, diese Religionsausübung aber in einem Gebäude geschähe, das nicht in Form einer Kirche gebaut und vor allem kein Glockengeläut haben dürfe.
So entstand ein freistehender stattlicher Rechteckbau aus unverputzten Sandsteinquadern, in dem 1660 der erste feierliche Gottesdienst stattfand. 44 Jahre lang fahren die Reformierten sonntags mit der Kutsche zu ihrem Steiner Bethaus, bis ihnen der Nürnberger Rat die Religionsausübung ab 1704 innerhalb seiner Mauern in der St. Marthakirche für dauernd bewilligte.
Mehr als ein Jahrhundert später erwarb der Bleistiftfabrikant Georg Leonhard Faber das Bethaus zusammen mit dem anschließenden Spital und ließ Arbeiterwohnungen einrichten, ehe die Stadt Stein 1978 die „Alte Kirche“ von der Firma Faber-Castell kaufe und unter Angleichung an den ursprünglichen Zustand zu einem kommunalen Kulturzentrum umgestaltete.

Stadt Stein: Kirchen und Schulen

Stein besitzt zur Zeit vier Kirchen und drei Schularten. Es handelt sich dabei um drei evangelische Gotteshäuser und eine katholische Kirche sowie um je eine Grund- und Hauptschule und ein Gymnasium, dem der Name Lothar-von Faber-Gymnasium gut anstünde.
Erste gottesdienstliche Spuren in Stein gehen auf die „Alte Kirche“ zurück. Als nach der Errichtung der selbständigen politischen Gemeinde im 19. Jh. der Wunsch der Steiner Bevölkerung nach einer eigenen Kirche und Pfarrgemeinde sich lebhaft regte, dachte man an die Verwendung des ehemaligen Bethauses, in dem jedoch der Bleistiftfabrikant Gutknecht ein Magazin unterhielt, so dass sich der Plan zerschlug.
Nun ergriff Lothar Faber, dem nicht nur das äußerliche Wohl seiner Arbeiter am Herzen lag, die Initiative zur Einrichtung eines Vikariats und den Neubau einer Kirche. Die jetzige Martin Luther-Kirche wurde 1861 feierlich eingeweiht und zusammen mit der Pfarrerhebung 1880 zur Patronatskirche erhöht. Kirchenpatron wurde der mittlerweile in den Adelsstand erhobene Lothar von Faber, der sich gleichermaßen um das Steiner Schulwesen verdient machte.
Der zweite evangelische Kirchenbau, die Jakobuskirche in Oberweihersbuch, wurde zwar von einem Architekten geplant, aber weitgehend in Eigenleistung von den dortigen Bauern errichtet und erhielt bei ihrer Einweihung 1928 das Patrozinium der im 30-jährigen Krieg abgegangenen Jakobuskapelle vom Löselhof in Deutenbach übertragen. Dort findet noch alljährlich am dritten Septembersonntag die von allen drei evangelischen Kirchengemeinden getragene Stadelpredigt statt.
Die jüngste der drei war im Neubaugebiet von Deutenbach entstanden und bis 1984 als zweite Pfarrstelle der Martin-Luther-Kirche geführt worden. Die Gottesdienste fanden zunächst in der Kapelle des Gemeindezentrums statt, ehe am 4. Advent 1992 die neue Paul-Gerhardt-Kirche durch den Landesbischof ihrer Bestimmung übergeben werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt erschien eine vorbildliche Festschrift die neben einer Dokumentation über den Bau aus Glas und Metall auf Betonfundamenten – Von der Idee zur Durchführung – auch eine als Zeittafel gestaltete Chronik von Deutenbach enthält und zur Erhellung der Steiner Kirchenhistorie beiträgt. So wird auch darauf hingewiesen, daß 1957 in Stein eine katholische Pfarrei gegründet und 1959 die Albertus-Magnus-Kirche errichtet wurde.
Dies war veranlasst durch das starke Wachstum des katholischen Bevölkerungsteils, dem ursprünglich zwar alle drei Wochen die Oberweihersbucher Jakobuskirche für Sonntagsgottesdienste zur Verfügung stand, aber bald den Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus weckte, das zunächst eine Notkirche war, an deren Stelle 1989 die mit hervorragenden Arbeiten moderner Sakralkunst ausgestattete neue Albertus-Magnus-Kirche vom Eichstätter Bischof geweiht wurde.
Ein Jahr zuvor war mit einem Festakt das in zwei Bauabschnitten zusammen mit einer Dreifachturnhalle errichtete Schulgebäude des Gymnasiums Stein – sechs Jahre nach dessen Verselbständigung aus dem Verbund mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Es rundet den vorbildlichen Gesamteindruck der heutigen Steiner Schulsituation ab, die sich aus trüben Anfängen musterhaft entwickelt hat, wobei ein Blick zurück in die Vergangenheit als Beleg dienen mag.
So stand kürzlich im Amtsblatt der Stadt Stein im Beitrag „Das historische Stichwort“ ein Auszug aus „Stein – Geschichte eines Industrieortes“ zu lesen: »Zu Beginn des 19. Jhs. lagen die Verhältnisse in Stein in schulischer Hinsicht sehr darnieder. Die Kinder wurden willkürlich entweder nach Großreuth oder Oberweihersbuch zur Schule geschickt oder in Stein von Winkelschullehrern unterrichtet. Am 13. Oktober 1835 fasste die Gemeindeversammlung von Stein daher den Entschluß, die Einrichtung einer eigenen Schule für den Ort an höherer Stelle zu beantragen. Auf Grund des Beschlusses wandte sich das zuständige Landgericht Nürnberg in der Angelegenheit an die Regierung in Ansbach. In dem Antragsschreiben wurde die Situation in Stein folgendermaßen geschildert: „Die dortige Jugend der großentheils moralisch sehr niedrig stehenden Fabrikarbeiter verwildert immer mehr, die Schulversäumnisse mehren sich und arten ohngeachtet der verfügten Strafen sogar in eine Art Widersetzlichkeit aus.“ Die Eltern würden sich ferner damit entschuldigen, dass sie die Kinder wegen der weiten Entfernung der Schule in Oberweihersbuch, besonders bei schlechtem Wetter, oft aus Mangel an Kleidungsstücken, nicht so weit schicken könnten. Auf dieses Schreiben hin genehmigte die Regierung im Jahre 1837 endlich eine Schule in Stein.
Soweit das Zitat aus dem genannten Buch, wo schon für das Jahr 1715 angeführt ist, „daß man einen Schulmeister nach Stein setzen wolle, der nicht nur fähig sei, die Kinder im Christentum, im Lesen und Rechnen wohl zu informieren, sondern auch selbst im Notfall in Krankheit mit Trost aus dem göttlichen Wort beispringen könne.“
Solche Ansichten galten wohl auch für Lothar von Faber, der sich anderthalb Jahrhunderte später erfolgreich für die Besserung der Steiner Schulverhältnisse einsetzte. Da Fabers Arbeiterschaft einen Großteil der Bevölkerung ausmachte, ist es verständlich, dass seine Bemühungen um Förderung des Steiner Schulwesens gleichzeitig auch dem ganzen Ort zugute kamen. So bevorschusste Lothar von Faber die Kosten in Höhe von 61 000 Mark für den Bau eines neuen Schulhauses in der jetzigen Alexanderstraße, wo im ersten Stockwerk ein Lokal das Standesamt eingerichtet war und im Erdgeschoss ein Gemeindesaal Platz fand. Dort wurde 1922 das Postamt eingepasst, als das ehemalige Distriktswaisenhaus an der Mühlstraße zu einem Schulhaus umgewidmet war, wozu es noch immer dient. Dort waren bis 1968 alle Steiner ABC-Schützen eingeschult worden, ehe die großzügig gestaltete Schulanlage am Neuwerker Weg in Deutenbach fertiggestellt war, wo Grund- und Hauptschüler so untergebracht sind, dass dem Sachaufwandsträger eine vorbildliche Haltung in der Verpflichtung für die nachwachsende Generation bescheinigt werden muss.
Dieser möchte man wünschen, dass sie in ihrem Leben verschont bleiben möge vor
Krieg, Not und Zerstörung.